Gegen alle Regeln by Cavanagh Steve

Gegen alle Regeln by Cavanagh Steve

Autor:Cavanagh, Steve
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Blanvalet TB
veröffentlicht: 2017-01-06T11:07:50+00:00


KAPITEL 47

Das Gericht unbemerkt zu verlassen, erwies sich als sehr viel leichter, als hineinzukommen. Ein Wachmann namens Tommy Biggs führte uns von dem sicheren Aufzug, mit dem Untersuchungshäftlinge aus den Zellen zum Gerichtssaal gebracht wurden, ins Erdgeschoss hinunter. Ich ließ es mir angelegen sein, so viele Wachleute, Gerichtsdiener, Sekretärinnen, Verwaltungskräfte und Vollzugsbeamte kennenzulernen wie nur möglich. Dafür gab es mehrere Gründe. Zunächst einmal waren es meist ganz angenehme Leute, mit denen man sich gut die Zeit vertreiben konnte, während man darauf wartete, dass der eigene Fall aufgerufen wurde. Zusätzlich ließ einen die Bekanntschaft mit diesen angenehmen Leuten erkennen, wer das Justizsystem in Wahrheit am Laufen hielt. Sie waren es nämlich, die die ganze Arbeit machten. Alles, was die Justizbehörde braucht, ist eine Handvoll anständiger Richter in einer Schar von Arschlöchern und eine Menge gutes Hilfspersonal.

Wir warteten in dem schwach beleuchteten Korridor, während Tommy nachsah, ob die Lieferantenzufahrt frei war. Er spähte durch die Stahltür, und ich fragte mich, durch wie viele Türen er wohl seitlich gehen musste. Tommy hatte früher nämlich um den Titel des Mr. Universum konkurriert. Er war alleinerziehender Vater und einer der nettesten Justizvollzugsbeamten, die ich kannte.

Tommy winkte uns in den gesicherten Ladebereich, in dem sowohl Lebensmittel und Bürobedarf angeliefert wurden als auch Bürger, die sich aus welchen Gründen auch immer mit dem Gesetz angelegt hatten und in einem Gefangenentransport hier eintrafen. Er ging zu der Fußgängertür, die in einen stählernen Rollladen geschnitten war, und vergewisserte sich mit einem Blick auf den Monitor neben der Tür, dass auf der anderen Seite keine Reporter warteten.

»Okay, ihr könnt gehen«, sagte er.

»Danke, Tommy. Ich schulde Ihnen etwas.«

Er klopfte mir auf die Schulter, als ich an ihm vorbeiging, und wir traten auf die Straße hinaus und stiegen direkt in eine weitere dunkle Limousine. Diese hier war mitternachtsblau, es wäre zu gefährlich gewesen, den letzten Wagen noch einmal zu benutzen. Frankie fuhr los, bevor ich meine Tür richtig zugemacht hatte.

Wir waren draußen, und gottlob waren David und alle andern heil geblieben. Ich hatte jetzt ein wenig Zeit, um nachzudenken, aber anstatt mir Zaders nächste Schritte und die Beweise gegen David durch den Kopf gehen zu lassen, schweiften meine Gedanken zu Christine ab. Jeder Meter Boden, den ich gegenüber Zader verlor, machte einen Anschlag auf David oder Christine für die Kanzlei attraktiver. Sie mussten inzwischen verzweifelt sein und würden höhere Risiken eingehen, um sicherzustellen, dass David nicht redete.

Ich wünschte mir so sehr, sie in den Armen zu halten, dass es körperlich wehtat. Amy brauchte das alles nicht. Sie hatte schon zu viel durchgemacht. Ich musste sie irgendwohin bringen, wo sie weit weg und in Sicherheit waren.

»Was können wir gegen diesen Zug der Staatsanwaltschaft unternehmen?«, fragte David. »Wir könnten den Richter doch wohl zurückholen, oder?«

»Das glaube ich nicht. Ich denke, der Staatsanwalt wird seine Chance auf einen unbelasteten Neubeginn der Anhörung bekommen. Und er versammelt die Grand Jury für den Fall, dass alle Stricke reißen. Mit dem Kerl ist nicht zu spaßen.«

»Können Sie ihn besiegen?«, fragte David.

»Hoffen wir, dass wir es nicht herausfinden müssen.«



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